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Presseschau

Interview mit Oliver Castendyk zur Produzentenstudie 2018

1. Februar 2019
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Im Interview mit Marc Mensch in der aktuellen Blickpunkt:Film spricht Oliver Castendyk, Direktor des Forschungs- und Komptenzzentrums Audiovisuelle Produktion (FoKo) der Hamburg Media School, über die neue Produzentenstudie 2018 sowie die aktuelle Situation und die Entwicklungen in der audiovisuellen Produktionsbranche. Die Frage, ob sechs Jahre nach der letzten Studie bereits eine Neuauflage nötig sei bejaht er klar: „Schließlich unterliegt der Markt einem ständigen Wandel, der sich gerade noch beschleunigt. Tatsächlich halte ich das Intervall noch für deutlich zu groß. Der britische Produzentenverband PACT z.B. wertet solche Daten jährlich aus – und ich denke, dass der Trend in sämtlichen Medienindustrien in Richtung regelmäßiger Erhebungen geht“.

Auf die Frage hin, ob man von einer „Verbesserung der Lage der Produzenten sprechen“ könne, sagt der Wissenschaftler: „Das lässt sich leider nicht pauschal sagen, auch wenn es durchaus Indizien für eine insgesamt eher positive Entwicklung gibt.“ So mahnt er mit Blick auf die positiveren Renditen, dass „die Werte gerade 2012 teils extrem schlecht waren“, man es „mit einem hohen Prozentsatz“ an renditeschwachen Unternehmen zu tun hatte und zudem eine relativ breite Spreizung („unabhängig von der Unternehmensgrößte“) vorhanden gewesen sei. Auch in Hinblick auf eine durchschnittliche „Wachstumsrate von 1,6 Prozent“ mahnt Oliver Castendyk zu einer differenzierten Betrachtung: „Die Umsätze der Kinoproduzenten sind … stabil geblieben, das heißt sie stagnierten praktisch auf dem Niveau von 2012. Das Wachstum wurde also auf Seiten der TV-Produzenten erzielt, die ihre Umsätze deutlich steigern konnten.“ Die Nachfrage im Thema „Kino-Neustarts“, ob es „zu viel Filme aus deutscher Produktion, die sich den Blick verstellen“ gäbe, bejaht er und fügt an, dass das eigentliche Problem die „Ökonomie der Aufmerksamkeit“ sei, da „die Konkurrenz um Aufmerksamkeit … im digitalen Zeitalter ungleich höher geworden“ sei.

Die Studie sähe die Ursache in der „Diskrepanz“ zwischen der „Umsatzentwicklung bei den deutschen Kinoproduzenten“ und den britischen Zahlen im „Rückgang hierzulande realisierte[n] Großprojekte[n]“, stellt Marc Mensch fest und fragt daraufhin „Indiz für eine Schwäche unseres Anreizsystems?“. Darauf Oliver Castendyk: „Das kann man sicherlich so sagen. … Dennoch konnte der DFFF zunächst wichtige Impulse liefern. Das Problem ist, das seither etliche Länder auf den Zug aufgesprungen sind und im Ausland stehende Fördertöpfe kontinuierlich weiterentwickelt wurden.“ Die Deckelung des DFFF im Vergleich zu „automatischen Förderungen im Ausland“ stelle „eine große Hürde für Großproduktionen dar“. Die „im Vergleich zu ersten Studie tendenziell schlechtere Bewertung der großen Produktionsstandorte“ sei aus der Sicht Castendyks nicht gravierend. Zu den Ursachen würden allerdings neben gestiegenen Mieten auch „ein zunehmender Personalmangel“ gehören. Dazu fügt er an: „So oder so: Ich glaube, man muss mehr in die Ausbildung investieren.“

Die Erwartbarkeit steigender Auftragsvolumina durch „neue Player“ betrachtet Oliver Castendyk als ein „noch gänzlich hypothetische[s] Szenario“, da auch „die Sender ihre Nachfrage ausbauen“, erlaubt sich jedoch eine Spekulation: Zwar sei Vorstellbar, dass eine „Verschiebung auf der Umsatzseite prinzipiell ausgeglichen würde – allerdings würde die Verteilung dann auch ganz anders aussehen, sprich: Es würden weniger Produktionen angeschoben, diese würden aber mit einem höheren Production Value ausgestattet. Dementsprechend würden weniger Produzenten profitieren.“

(nicht frei zugänglich/ Blickpunkt:Film Nr. 5 vom 28.1.2019)

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