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Presseschau

Süddeutsche Zeitung: „Gebührenfinanzierter Klüngel“

25. September 2009
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    Affäre Heinze/NDR (XIV): Anlässlich des Deutschen Fernsehpreises, der morgen in Köln verliehen wird, widmet die Süddeutsche Zeitung ihre Seite drei dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

    In einem großen Stück über den Schauspieler Axel Milberg schreibt Michael Bitala, ARD und ZDF kassierten pro Jahr rund acht Milliarden Euro – „so viel, wie der Bund jährlich für die gesamte Kulturförderung aus Steuern aufbringt“. Gejammert werde in den Sendern trotzdem nicht wenig, „dabei kennt man das Wort Krise eigentlich nur aus der Zeitung. Mit so viel Geld und Freiheit müsste sich neben allem Anderen auch Aufregendes verwirklichen lassen. „Das geschieht nicht.“ Axel Milberg („gehört zu den erfolgreichsten Schauspielern hierzulande“) sage: „Das Fernsehen starrt auf den Zuschauer. Es wird vor sich hingezittert und geschaut, wie die Sendung ankommt." Die Zittrigen seien meist die, die am Ende die Richtung vorgeben. Es seien die, „die mit leiser Stimme denen den Schneid abkaufen, die was wollen“. Doris J. Heinze, die fristlos entlassene NDR-Fernsehspielchefin sei laut Milberg übrigens „aufgeschlossen gewesen“, ihr seien die „spießigen Diskussionen über den Massengeschmack" vorgeblich egal gewesen: Zu schade (SZ vom 25.9.2009, Seite 3)

    Im zweiten Seite-drei-Artikel der Süddeutschen Zeitung von heute befassen sich Hans Leyendecker und Nicolas Richter wieder mit „sonderbaren Fällen von Machtballung“ in der ARD. Ohne diesmal Doris J. Heinze zu erwähnen, nennen sie „zum Beispiel“ Christian Gramstadt, Referent des ARD-Chefredakteurs, der „nebenbei noch die Zeit findet, Autor etlicher Dokumentarfilme zu sein“, die die ARD ausstrahle. Die BR-Redakteurin Claudia Gladziejewski biete privat Seminare für Autoren und Regisseure an. Leyendecker und Richter fragen, ob es helfe, ihre Kurse zu besuchen, wenn man Filme im BR unterbringen will. Der BR finde, das sollte es nicht, es sei aber „nicht auszuschließen, dass sich allgemein Seminarteilnehmer Hoffnung auf eine BR-Entwicklung machen – das passiert in der Branche immer, wenn Kreative Kontakt zu Redaktionen erhalten“. Da habe man Glück, so Leyendecker und Richter weiter, wenn man mit Jana Brandt verheiratet ist, der Fernsehfilmchefin des MDR. Deren pensionierter Mann, Henner Höhs, schreibe Drehbücher für die ARD-Filmeinkaufsfirma Degeto. Der MDR erkläre, dass Frau Brandt keinen „direkten Einfluss“ auf die Verteilung der Aufträge bei der Degeto habe.

    Im Herzstück des Artikels nehmen sich Leyendecker und Richter Gabriele Sperl vor, die „war mal Fernsehspielchefin im Bayerischen Rundfunk“. Sie habe nicht nur entschieden, wer was drehen durfte, sie sei auch Autorin „etlicher TV-Filme“, die sie „in ihrer Freizeit, im Urlaub“ geschrieben habe. Über Sperl würden derzeit „viele Geschichten“ erzählt: „Meist sind es keine schönen Geschichten.“

    Dass „Leute in der Hierarchie ihre Stellung nutzen können, sich oder Verwandten zu Aufträgen zu verhelfen,“ sei bei der ARD Alltag, schreiben Leyendecker und Richter weiter. Insofern sei das Normale hier „oft der gebührenfinanzierte Klüngel, der wiederum Innovatives, Neues, Überraschendes verhindert“: Die Philosophie einer speziellen Normalität (frei zugänglich, SZ vom 25.9.2009, Seite 3)

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